Nachdem es in den 1990er- und 2000er-Jahren weitgehend still geworden war um den einstigen Motor der Sozialgeschichte kann man nun vielerorts ein neu erwachtes Interesse an Fragen der Arbeiterinnen- und Arbeitergeschichte, an Untersuchungen zur Geschichte der Arbeit und Gewerkschaften erkennen. Manches hat mit den Impulsen aus der Gegenwart, mit Debatten über Geschichte und Gegenwart des Kapitalismus, mit Krisenerfahrungen und neuen sozialen Konflikten in der Globalisierung zu tun; aber es sind nicht nur diese Gegenwartserfahrungen, sondern auch die Versuche methodischer Erneuerung, die die Labour History wieder für eine jüngere Gruppe an Historikerinnen und Historikern interessant machen.
Es ist sicherlich zu viel, von einem „zweiten Frühling“ zu sprechen. Und doch ist es keineswegs mehr so exotisch, wieder über Streiks und Arbeitsproteste, über männliche und weibliche Arbeitserfahrungen, über das Verhältnis von Arbeit, Ökologie und Technik, über Migration und Rassismus, Formen der Prekarisierung oder die Geschichte des Kapitalismus nachzudenken.
Die methodischen Ansätze sind dabei pluraler und auch die Themenfelder bunter geworden als noch zu den Hochzeiten der 1970er- und 1980er-Jahre – und zugleich richtet sich der Blick nicht mehr ausschließlich auf westliche Erfahrungen und die Sinnwelten deutsch-deutscher Systemkonkurrenz.
Unser Netzwerk will die unterschiedlichen Initiativen, die es derzeit im deutschsprachigen Raum gibt, bündeln. Es soll helfen, die vielfach noch vereinzelten Projekte über Workshops und Tagungen zusammenzuführen. So soll ein regelmäßiger Austausch geschaffen werden, der einzelne Förderinitiativen überdauert und die Projekte aus den unterschiedlichen weltweiten Labour-History-Netzwerken mit den deutschen Debatten verbindet. Dies geschieht nicht über Nacht und braucht einen längeren Atem.
Unser Verein richtet sich an alle Labour History-Interessierten, innerhalb und außerhalb der Universitäten, innerhalb und außerhalb der Geschichtswissenschaften und lädt insbesondere auch Studierende und NachwuchswissenschaftlerInnen ein, ihre Ideen einzubringen.
info[at]germanlabourhistory.de
Knud Andresen (Hamburg), Stefan Berger (Bochum), Michaela Kuhnhenne (Düsseldorf), Stefan Müller (Bonn), Dietmar Süß (Augsburg), Klaus Weinhauer (Bielefeld), Thomas Welskopp (Bielefeld).